Mut Grenzen zu setzen
In diesem Beitrag möchte ich darauf eingehen, wie wichtig Grenzen für unser Leben sind. Anhand, von Praxisbeispielen möchte ich euch Impulse mitgeben, wie Grenzen bei Kleinkindern gesetzt werden können. Und euch typische Bereiche aufzeigen in welchen Kleinkinder Grenzen suchen.
Grenzen im Erwachsenen Leben
Grenzen gehören zu unserm Leben einfach dazu. Sie sind Teil unserer täglichen Erfahrung und beeinflussen uns in vielerlei Hinsicht. Grenzen sind notwendig sie geben uns Sicherheit, Struktur und Orientierung. Sie unterstützen uns Konflikte zu vermeiden und uns auch vor potenziellen Gefahren, zu schützen.
In unseren Beziehungen zu anderen Menschen sind Grenzen unerlässlich. Sie helfen uns, unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu kommunizieren und diese wenn nötig auch zu verteidigen. Gleichzeitig aber auch die Bedürfnisse und Wünsche anderer zu respektieren. Grenzen unterstützen uns, unsere Beziehungen aufrechtzuerhalten, diese zu stärken und schützen uns auch vor Manipulation, Missbrauch und Übergriffen.
Grenzen in unserem Arbeitsalltag sind wichtig, sie schaffen Struktur, Rahmen und definieren auch die Erwartungen an uns. Sie helfen uns dabei, effektiv und produktiv zu arbeiten, indem sie zum Beispiel Ablenkungen minimieren und wir uns so leichter auf unsere Aufgaben konzentrieren können. Grenzen können auch dazu beitragen, ein gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen, indem sie uns vor übermässigem Stress und ungesunden Arbeitsbedingungen schützen.

Schliesslich sind Grenzen auch in unserem eigenen Leben notwendig. Sie unterstützen uns, unsere Ziele, Träume und Visionen zu verfolgen, indem sie uns vor Versuchungen und Ablenkungen schützen. Grenzen helfen uns, uns selbst zu schützen und im besten Fall gut auf unser Wohlbefinden zu achten und dieses zu erhalten, indem sie uns vor übermässigem Stress, schlechter Ernährung und anderen schädlichen Einflüssen bewahren können.
Grenzen gehören zu unserem Leben einfach dazu. Sie helfen uns, effektiv zu arbeiten, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen und uns selbst zu schützen. Grenzen sind ein wichtiger Bestandteil einer gesunden und erfolgreichen Lebensführung.
Weshalb Kleinkinder Grenzen brauchen
Auch Kleinkinder brauchen Grenzen, um ihre Welt zu verstehen, um sich sicher in dieser zu fühlen. Die Welt um sie herum, kann für Kleinkinder überwältigend sein, mit all ihren Reizen. Ein klarer Rahmen unterstützt sie dabei, Sicherheit, Struktur und Orientierung zu finden.
Grenzen unterstützen Kleinkinder auch dabei, eine gesunde Impulskontrolle zu entwickeln. Wenn sie lernen, dass es Verhaltensweisen gibt, die akzeptabel sind und andere, die nicht akzeptabel sind. So können sie lernen, ihre Handlungen zu verändern und sich darin üben andere Entscheidungen zu treffen. Auf diese Weise können sie auch lernen, Konsequenzen zu verstehen und die Auswirkungen ihres Verhaltens auf andere zu berücksichtigen.
Grenzen können auch dazu beitragen, dass Kinder ein Gefühl der Verantwortung entwickeln. Wenn sie wissen, was von ihnen erwartet wird und welche Verhaltensweisen angemessen sind, können sie lernen, Verantwortung für ihre Handlungen zu übernehmen.
Wie Kleinkinder Grenzen abspeichern
Kleinkinder können je nach Alter und persönlicher Entwicklung, Grenzen noch nicht oder nur teilweise, mit dem Verstand verstehen und nachvollziehen. Sie erfassen Grenzen auf einer anderen Ebene, eher intuitiv. Doch auch Kleinkinder können Grenzen verinnerlichen. Das Einhalten einer definierten Grenze und die damit verbundene Wiederholung, ist wichtig für den Lernprozess des Kleinkindes. Reagieren wir Erwachsenen, bei der gleichen Grenzüberschreitung jedes Mal anders, verwirren wir das Kleinkind. Es kann sich nicht orientieren und weiss nicht, wie es sich nun verhalten soll, was von ihm erwartet wird.
Erlebt das Kleinkind jedoch, dass die Grenze wiederholend die gleiche Konsequenz mit sich bringt, kann es diese Erfahrung verinnerlichen. Kleinkinder sind sehr feinfühlig und so spüren sie auch, ob wir authentisch handeln, oder nicht und sie werden auch darauf reagieren. Das heisst wir sollten darauf achten, bewusste, sinnvolle und altersentsprechende Grenzen zu setzen.
Beispiele
Folgend ein paar Praxisbeispiele wie sie mir schon häufig begegnet sind und Wege wie damit umgegangen werden kann.
Beissen
Nehmen wir einmal an, dein Kind hat angefangen Geschwister oder auch Dich zu beissen. Es scheint klar, dass dies nicht geht. Dein Kleinkind überschreitet mit seinem Verhalten eine Grenze, die nicht akzeptabel ist. Jedes Mal, wenn die Beisssituation entsteht, erklärst du deinem Kleinkind klar, dass beissen nicht geht. Anschliessend verweist du auf den gebissenen. Miteinander schaut ihr seinen Biss an, und je nachdem verarztet ihr diesen. Gemeinsam tröstet ihr den gebissenen und fragt nach, was er noch braucht. Je nach Alter ist dann zum Schluss noch wichtig zu klären, was zu dieser Situation geführt hat. Beide Parteien auch der Beisser erhalten Raum, um sich mitzuteilen. Es geht darum die Vorgeschichte zu klären.
Ich finde es viel wichtiger Kleinkinder mit ihrem Handeln zu konfrontieren, als wie ich es oft erlebe, eine Entschuldigung vom Kind zu verlangen und mit dieser Entschuldigung ist die Situation dann auch abgeschlossen. Immer wieder treffe ich auf Kinder, die sagen wie einprogrammiert «Entschuldigung» ohne, dass sie verstanden, haben was dieses Wort, eigentlich bedeutet. In der Situation oben muss sich das Kind, mit seinem Handeln konfrontieren. Auf diese Weise eine Grenze zu erfahren, schafft Verständnis, fördert die Empathie und die Akzeptanz des Kleinkindes, das Beissen nicht gut ist. Es ist absolut normal, dass sich ein solches Verhalten meist, nicht von heute auf morgen verändert. Lernprozesse brauchen Zeit.
Spielsachen der Geschwister
In diesem Beispiel will dein Kleinkind mit der Lego Burg seines Bruders spielen. Der grosse Bruder ist gerade in der Schule, somit könnt ihr diesen, nicht fragen und damit ist klar, dass mit der Burg spielen jetzt nicht geht. Weil ihr die Regel habt, dass die Spielsachen aus dem eigenen Zimmer Privateigentum sind. Dein Kleinkind protestiert heftig, doch du bleibst bei deiner gesetzten Grenze und erklärst dem kleinen immer wieder die Situation und drückst dein Verständnis für seine Gefühle aus. Nach einer Weile schlägst du ein anderes Spiel vor.
Dies ist ein typisches Beispiel einer Situation, bei welcher Kleinkinder äusserst hartnäckig und wiederholend die Grenzen ausloten. Auf ein Nein kann ein Kleinkind sehr impulsiv reagieren und alles andere tun, als sofort kleinbeizugeben, sie haben einen langen Atem. Um solche Situationen gelassen zu begleiten, finde ich die Technik, welche ich unter dem Namen: «Der Sprung in der Schalplatte», kennengelernt habe, sehr unterstützend. Diese besagt, dass du deine Aussage immer wieder ruhig wiederholst.
Im oben genannten Beispiel könnte diese lauten: «Jetzt kannst du nicht mit der Burg spielen, sie gehört deinem Bruder. Ich verstehe, dass dich dies wütend macht. Am Mittag können wir deinen Bruder fragen, ob du mit der Burg spielen darfst.» Diese drei Sätze gilt es zu wiederholen. Das hilft oft viel mehr, als wenn wir beginnen, das Kleinkind voll zu schwatzen, was meist gar nichts bringt. Im schlimmsten Fall wirst du dabei noch selbst nervös. Die Wiederholung unterstützt das Kind dabei sich zu regulieren. Nach einer Weile ist meist die heftigste Gefühlswelle durch. Nun ist es wichtig, in eine andere Situation überzuleiten und diese Situation zu verlassen. Oft ist ein Raumwechsel unterstützend.
Typische Situationen in, welchen Kleinkinder ihre Grenzen ausloten
Es gibt viele Momente im Alltag, in welchen es möglich ist, mit Kleinkindern Kompromisse zu machen. Doch es gibt auch diese typischen Situationen, in denen Kompromisse machen, eigentlich nicht möglich sind.
Das Kleinkind will nicht:
- Wickeln
- Essen
- Zähneputzen
- Mütze anziehen
- Sonnencreme einstreichen
- Schlafen gehen
- In die Kita

Was hinter einer Verweigerung stehen kann
Hinter einer Verweigerung wie zum Beispiel, sich nicht wickeln zu lassen, kann immer auch ein schwieriges Erlebnis stehen. Wie zum Beispiel die Erfahrung, dass jemand beim Windeln wechseln, nicht sanft war. Was das Kleinkind dazu veranlassen kann, das Wickeln zu verweigern. Dies gilt natürlich, auch für andere Bereiche.
Es ist jedoch auch ein typisches Verhalten von Kleinkindern gerade solche «Alltagsgeschichten» auszutesten. Die Welt muss kennengelernt und erlebt werden. Wir kommen nicht auf die Welt und wissen bereits, was okay ist und was nicht. Dies muss gelernt und erfahren werden. Kleinkinder entdecken zudem ihren eigenen Willen auch dieser muss erprobt und erfahren werden. Was kann ich bewirken, wie ist mein Einfluss. Verschiedene Verhaltensmöglichkeiten müssen ebenfalls ausprobiert werden. Kleinkinder sollten unbedingt den Raum erhalten sich auszuprobieren und mit entscheiden zu können. Doch es gibt Bereiche, da ist der Spielraum begrenzter. Das Kind mit den vollen Windeln muss, gewickelt werden. In solchen Momenten helfen Angebote, wie zum Beispiel, dass das Kleinkind sagen kann, wo gewickelt wird. Das geht ja auch auf dem Boden oder im Stehen. Bei der Wintermütze bekommt das Kleinkind eine Auswahl von zwei Mützen. Solche Angebote können helfen… Manchmal aber halt auch nicht…
Desto klarer, wir in unserer inneren Haltung, Kleinkindern in solchen Momenten begegnen, umso mehr unterstützen wir unser Kind. Dies bedeutet, sich der Absicht bewusst sein, welche an das Kind getragen wird. Gemeint ist eine präsente, wohlwollende, empathische, sichere, klare, und wiederholende Haltung. Ganz wichtig ist auch sich klar darüber zu sein, dass mein Kind mich nicht ärgern oder provozieren will, sondern, dass das Grenzen-Suchen zu einer gesunden Entwicklung dazu gehört.
Eigenschaften sinnvoller Grenzen
Grenzen müssen altersentsprechend gesetzt werden, dass heisst sie sollten dem Entwicklungsstand des Kindes entsprechen. Zu strenge Grenzen können Kinder entmutigen und zu einem Gefühl der Hilflosigkeit führen. Während zu lockere Grenzen Kinder verunsichern können, und ein Gefühl von Orientierungslosigkeit auslösen können. Es geht also darum eine gesunde Balance zu finden. Wichtig ist auch das Mass an Grenzen und Regeln, welche das Kleinkind beachten soll. Lieber weniger Regeln, dafür klare und solche die auch gelebt werden können.
Fazit
Das Erleben von Grenzen und Strukturen in der Kindheit hat viele positive Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes. Es gibt viele Möglichkeiten Grenzen zu setzen, meine Inputs sind eine Möglichkeit von vielen.
Wir sind am Ende dieses Blogs angekommen. Grenzen, ein grosses und wichtiges Thema ist mit diesem Beitrag sicherlich nicht abgeschlossen. Es freut mich, wenn es mir gelungen ist, dir einige Impulse mit auf den Weg zu geben. Melde dich gerne bei mir, falls du beim Lesen gespürt hast, dass es dir schwer fällt Grenzen zu setzen, oder das Grenzen setzen dich stresst und auspowert.